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Reiseblog "Unserem Verhalten auf der Spur!"

  • Autorenbild: Brain Buster
    Brain Buster
  • vor 16 Minuten
  • 3 Min. Lesezeit

Teil 5: Die erste Coke mit einem Neandertaler


Faustkeil und gekrauste Achselhaare! Sollten das meine letzten Erinnerungen bleiben? Bevor noch Schlimmeres meine Netzhaut trifft, schliesse ich rasch meine Augen, denn auch der Lendenschurz ist schon gefährlich nahe. Mir kommen spontan die Schotten in den Sinn.


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Ein blecherner und klirrender Lärm reisst mich aus meinem Albtraum über die schottische Rocktrage-Tradition. Glasscherben und Faustkeilsplitter prassen auf meinen Kopf. Oder sind es Fragmente meines Schädels? Ich kippe zur Seite und versuche mein Gesicht zu schützen. In diesem Moment fallen Cola Flaschen auf den sandigen Boden.


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Der Neandertaler hatte mich verschont und sich stattdessen über den Cola-Automaten hergemacht. Sein Faustkeil scheint ebenfalls über eine Cola-Automaten-Öffner-Funktion zu verfügen. Es sieht so aus als habe mich der Neandertaler beobachtet, wie ich versuchte der komischen Kiste etwas zu entlocken, das mir scheinbar sehr wichtig war.

Als Kind der 90er kommt mir ein weiterer Cola-Slogan in den Sinn «Trink Cola immer eiskalt!». Also nehme ich die Cola Flaschen rasch vom heissen Sandboden auf, ziehe mein 100-teiliges Sackmesser hervor. Ich finde den Flaschenöffner nicht. Einfach zu viel Optionen. Derweil beobachtet mich der Neandertaler. Fragend kratzt er sich am Kopf. Was tut der Fremde?


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Ich stehe direkt vor ihm, reiche ihm eine Flasche. Die hat er sich verdient, schliesslich hätte ich ohne ihn mein ganzes Münz für nichts ausgegeben! Ich führe die Flasche an meinen Mund und lächle ihm zu. Da kommt mir in den Sinn, dass Lächeln bei den Primaten als Drohgebärde interpretiert werden kann. Also höre sofort damit auf damit meine Zähne zu zeigen und zeige ich ihm stattdessen, wie man aus einer Flasche trinkt. Der Neandertaler imitiert mich instinktiv.


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Wir stürzen beide die eiskalte Cola unsere Rachen hinunter. Dabei beobachte ich ihn. Mir fallen erneut die gekräuselten Achselhaare auf und bin froh, waren die nicht meine letzte Erinnerung. Aber ich sehe auch wie robust der gebaut ist. Er hat Muskeln an Stellen, wo ich nicht mal Stellen habe! Ich ziehe meine Zivilisations-Wampe ein, so gut es geht. Ob die Cola ihm gleich die Speiseröhre verätzt? Wird ihm seine Magensäure hochkochen? Und was passiert, wenn ein Neandertaler einen Koffein-Schock bekommt? Ich überlege, ob das wirklich eine gute Idee war ihm eine Coke zu geben. Aber gleichzeitig wollte ihn für seine Hilfe belohnen.

Er setzt die Flasche ab. Ein kleines Bäuerchen entweicht seinem Magen. Ein Teufelszeug dieses Cola, hat noch immer Kohlensäure drin wie am ersten Tag. Er lässt die Flasche fallen und schmatzt genüsslich. Scheint ihm gefallen zu haben. Jedenfalls zeigt er (noch) keine Anzeichen einer Speiseröhren-Verätzung oder dergleichen und wirkt trotz seiner kantigen Gesichtszüge jetzt schon fast freundlich. Seine Augen scheinen versöhnlich, vielleicht auch dankbar, dass ich seine Hilfe erwidert habe mit einer Flasche von diesem braunen Wasser. Ich glaube, dass er mir vertraut, denn braunes Wasser, das weiss ich aus meinem «Time Travelling for Dummies»-Handbuch, ist üblicherweise das Letzte, was man saufen sollte. Und das wussten die Neandertaler bestimmt auch schon.


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Bevor wir weitermüssen, um einen Schlafplatz zu finden, halte in meinem Reisetagebuch ein paar wichtige Erkenntnisse aus den ersten Erlebnissen mit dem Neandertaler fest und versuche eine Verbindung zu uns herzustellen, in dem ich die jeweiligen Entscheidungsmuster, welche die Verhaltensökonomie erforscht hat, ergänze.

"Unsere Vorfahren…

...waren immer wachsam, immer im Moment, immer präsent – Das gelingt uns heute immer weniger: Aufmerksamkeitsblindheit

...reagieren stark auf Ungewöhnliches und Neues – Kommt daher unsere Aufmerksamkeitslenkung auf alles, was erstaunt, sich bewegt und schockiert? Salienz, Sensation Seeking & Novelty Bias

...kopieren Verhalten – Auch wir ahmen andere nach und spiegeln das Verhalten unserer Gegenüber: Konformität

...schenken Vertrauen – Auch wir wollen Vertrauen gewinnen und investieren in Beziehungen: Social Bonding & Reziprozität

...benutzen Faustkeile für alles Mögliche – Auch wir nutzen Instrumente oft zweckentfremdet (z.B. PowerPoint): Law of the Instrument oder Maslow’s Hammer

...helfen sich gegenseitig und sind supportiv: Soziale Normen & Kooperation

Bereits beim ersten Kontakt habe ich viele unserer heutigen Verhaltensmuster beobachten können und ich bin gespannt, was ich noch beobachten werde, was mit uns heute mehr zu tun hat, als wir im ersten Moment vermuten würden.


Es bleibt spannend. Stay tuned.


Eurer BRAIN BUSTER

 

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