top of page

Reiseblog "Unserem Verhalten auf der Spur!"

  • Autorenbild: Brain Buster
    Brain Buster
  • vor 4 Tagen
  • 4 Min. Lesezeit

Teil 4: Run Forrest Run!


Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja genau! Bei einem weiteren Schockmoment für den BRAIN BUSTER. Leider nicht der letzte, wie wir noch sehen werden. Der Neandertaler hatte sich hinter mich geschlichen als ich unaufmerksam und abgelenkt war. Und aus dem Beobachter wurde der Beobachtete! Etwa so wie heute in den sozialen Medien, wo wir vermeintlich andere beobachten und dabei nicht realisieren, dass eigentlich wir diejenigen sind, die beobachtet werden.

ree

Ablenkungen, jeglicher Art, konnten sich Neandertaler nicht leisten! In ihrer Welt konnte das tödlich enden. Und ich ärgere mich über mich selbst, dass ich es mir, zivilisationsverweichlichter und ablenkungshypersensibler Dopamin-Junkie, nicht gelingt, mich 100% auf das, was ich gerade tue und um mich herum passiert, zu fokussieren.

Jetzt steht der Neandertaler mit aufgerissenen Augen und Faustkeil im Anschlag hinter mir. Instinktiv suche ich nach einem geeigneten Fluchtweg. Aus dem Studium meiner Bücher über Evolution und Verhaltenswissenschaften wusste ich, dass Instinkte und intuitives und rasches Entscheiden und Handeln zu jener Zeit über Leben und Tod entscheiden konnte und Flucht meist eine gute Option war. Also «Run Forrest Run»!

 

ree

Nicht mehr ganz so flink jucke ich auf. Wegen der Position in der Hocke sind mir die Beine eingeschlafen und die Knie machen ein Geräusch wie ein Getriebe, das leergelaufen ist. Ich renne los. Ich renne. Und renne weiter. Meine Beine tragen mich über die Steppe wie ein junges Antilopen-Gizi auf der Flucht vor einem Löwen. Halt einfach nur etwa 2 Minuten lang. Dann geht mir langsam die Puste aus und ich werde sichtlich langsamer.

Ohne mich auch nur einmal umzudrehen, laufe ich aber weiter und weiter und weiter. Dem veränderten Sonnenstand zu entnehmen war ich bestimmt 36 Minuten gerannt. Meine Lunge quietscht und pfeift wie ein alter Blasebalg. Meine Schläfen pulsieren mit 184 Schlägen pro Minute. Das weiss ich so genau, nicht wegen einer hippen Fitness-Tracker-Smart-Watch-Schlafphasen-Überwachungs-Uhr am Handgelenk, sondern weil ich noch selber zählen kann.


ree

Heftiges Seitenstechen stellt sich ein. Ein Seitenstechen, das schon gar nicht mehr so bezeichnet werden kann. Der ganze Oberkörper sticht. Ich muss pausieren und drehe mich um. Der Verfolger ist nirgends zu sehen. Ha! – der Stadtmensch hat den kleinen Neandertaler abgehängt, in seinem Territorium Steppe. Geiler Scheiss. Das hilft den Puls langsam runterzubringen. Einige Minuten stehe ich da als würde ich vornüberkippen und komme langsam wieder zur Ruhe. Da fällt mir rechter Hand etwas auf!

Steht da etwa ein? Kann das sein? Ist das nicht ein Cola-Automat aus den 1950ern? Ein Filmrequisit aus Back to the Future? Eine Fata Morgana? Sauerstoffdefizit im Gehirn? Hitzeschlag? Es könnte fast alles sein…ausser wahr! Oder haben die ihren Slogan aus den 1990ern wirklich umgesetzt? „Zu jeder Zeit Coca-Cola“!

 

ree

Ich finde es heraus und nähere mich dem Automaten. Je näher ich komme, umso sicherer bin ich, dass das Ding echt ist. Ich krame schon mal meine Münzen aus den Taschen. «Ich zieh mir jetzt eine kalte Coke», sage ich laut zu mir selber. Am Automaten angelangt werfe ich hastig Münze um Münze ein. Bis meine Taschen leer sind. Aber nichts geschieht. Falsche Währung oder ist das Ding defekt? Es regt sich nichts. Also beim Automaten nicht – bei mir schon!!! Ich hatte die Flasche Coke gedanklich schon an meine Lippen geführt, die Erwartung an den Geschmack von kaltem Cola hat bereits meine Neuronen gezündet, Wasser lief mir im Mund zusammen und jetzt? NICHTS!

* Danke dem Sponsor für das Product Placement. Ohne gute Sponsoren wäre eine solche Reise gar nicht möglich gewesen.

 

ree

Meine Gefühle fahren Achterbahn und ich schlage wild auf die Kiste ein. Ausser meiner Rage regt sich nichts. Auch ein heftiger Kick, der in Filmen ja fast immer wirkt, bringt keine Resultate. Statt Cola Flaschen auszuspucken, spucke ich an den Automaten. Ich habe komplett vergessen, dass mein 100-teiliges Taschenmesser extra ein Werkzeug hat, welches gem. Gebrauchsanleitung als «Cola-Automaten-Öffner» benannt war. Da haben wir es wieder, das Wahlparadoxon. Wenn viele Optionen einfach irgendwann ZU viele Optionen sind.

Erschöpft, frustriert und kurz vor den Tränen lasse ich mich zu Boden fallen. Was für eine Scheisse! 45’000 Jahre in die Vergangenheit zu reisen und zu glauben, dass die Cola-Automaten* aus den 1950ern dort noch funktionieren. Wie blöd kann man sein? Echt! Er ist ja gar nicht eingesteckt und die nächste Steckdose ist bestimmt 45'000 Jahre entfernt!!! Das war mir in meiner Erschöpfung und Unterzuckerung ebenfalls entgangen!


ree

Erneut denke ich übers Aufgeben nach. Und darüber, wie selbstverständlich im 2025 alles funktioniert. Wie wenig wir uns bemühen müssen, damit Dinge funktionieren. Wie wenig wir dafür tun müssen, dass wir alles bekommen (und noch viel mehr), was wir brauchen. Und für wie selbstverständlich wir grundsätzlich alles halten um uns herum. Nur an das verdammte Spezialwerkzeug, «Cola-Automaten-Öffner», an meinem Taschenmesser, habe ich noch immer nicht gedacht.

Unser Leben würde sich für die Neandertaler anfühlen wie das Schlaraffenland, im welchem einem das industriell produzierte Essen einfach in den Mund fliegt und uns alles von den DHLs dieser Welt direkt vor die Füsse geworfen wird ohne auch nur einen Finger zu krümmen – ausser vielleicht den Zeigerfinger auf der Maustaste.

Erneut bin ich abgelenkt, nicht im Moment und nicht wachsam genug. Erneut könnte ich mich selber in den Hintern treten. Vor mir erhebt sich ein Schatten! Der Neandertaler hat mich aufgeholt und steht drohend vor mir. Ich bemerke ihn erst, als es schon zu spät ist.

 

ree

Sollte sein Faustkeil und seine aus der Mode geratene Achselbehaarung die letzte Erinnerung sein, die sich mir einbrennt, bevor ich das Zeitliche segne? Ich bilde mir noch rasch ein, dass ich ja in rund 45'000 Jahren wieder auf die Welt komme und alles nur halb so schlimm sei. Und Martullo sagt erneut zu mir: «You’r a Dreamer!!!»


Wenn ihr wissen wollt, ob nun die letzte prähistorische Stunde des BRAIN BUSTERS geschlagen hat, dann bleibt dran.


Euer BRAIN BUSTER


 

ree

 
 
 

Kommentare


bottom of page